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Von Zügen und Robotern

Von Irina

Die Mama ist ein Roboter, sagte mein Mann neulich zu unserem Kind. Frau Buff nickte zustimmend. Währenddessen fahre ich ferngesteuert durch die Küche, räume Sachen an ihren angestammten Platz und kann die Augen kaum offenhalten. Zuletzt scheint die Programmierung nicht ganz einwandfrei zu sein, denn ich finde immer mal eine Tupperbox im DVD-Schrank oder die Butter in der Vorratskammer.

Die Woche besteht aus Einheiten, die es abzuarbeiten gilt. Im Haus, im Job und der Agentur, im Pflegeheim, beim Kind, bei mir selbst. Einkäufe, Wäsche, Putzen, Stau, Deadlines, Pflegeheimbesuche, volle Spülmaschinen, die zu leeren Spülmaschinen werden. Ist alles erledigt, ist Sonntagabend und der Start einer neuen Woche steht bevor. Ich sitze in einem Zug, den ich nicht anhalten kann, da sich sonst alles auftürmt und mehr Einheiten mit sich bringt. Leider scheine ich nie anzukommen.

Das klingt jetzt schlimmer als es ist. In alledem ist auch Spaß enthalten. Aber es fließt nicht mehr. Das ist schade, denn ein kleiner Staudamm ist zu verkraften, ist aber der ganze Fluss ausgetrocknet, wird es eng. Manchmal frage ich mich, ob er das schon ist und woran man merkt, wenn es wirklich eng wird.

Und ich denke an einen Nachmittag neulich beim Schwimmkurs von Frau Buff, der mich daran erinnert hat, wie oft ich als Kind im Schwimmbad war. Ich habe quasi unter Wasser gewohnt. Tauchen, stundenlang im Wasser sein, bis die Haut ganz schrumpelig war. Im Sommer wie im Winter.

Heutzutage ist Schwimmbad eine Angelegenheit für heiße Sommertage und Schwimmkurse, die nicht meine eigenen sind. Denn dann würden Einheiten anfallen: nasse Sachen und Haare, Badetaschen, Aufwendigkeiten, die Schwimmbadbesuche mit sich bringen. Der bloße Gedanke daran erstickt jede Schwimmlust im Keim.

Und ich denke, dass das schade ist. Dass ich gerne ein Leben führen würde, wo ein Schwimmbadbesuch keine Einheiten mit sich bringt. Sondern nur nasse Haare, die es zu föhnen gilt.

Und ich frage mich, ob das nicht möglich sein sollte, selbst in einem Erwachsenenleben mit Kind und Job und Pflegeheim und allem Drum und Dran. Dass man einfach mal was macht, worauf man Lust hat. An einem x-beliebigen Nachmittag. Ohne dass gleich der ganze Zug entgleist. Keine Ahnung. Ich erzähle es euch, wenn ichs rausgefunden habe.