Die ganze Welt urlaubt und auch wir haben das gemacht. Der Weg dahin war steinig. Eine Woche vor Urlaubsantritt hat es im Brotjob gerappelt und mein Urlaub musste geschoben werden. Zeitgleich bekam Frau Buff mehrtägigen Durchfall. Als der weg war und ich an meinem ersten Urlaubstag das zwei-Stunden-Telefonat mit meiner Kollegin beendet hatte, das sie auf meine Abwesenheit vorbereiten sollte, stieg vorsichtige Freude in mir auf. Dann bekam ich auch Durchfall. Die nächsten Tage ernährte ich mich von geriebenem Apfel, Zwieback und Bananen, packte und fühlte mich blümerant. Dann gings endlich los.
Frau Buff war halb tot vor Aufregung, denn nicht nur Meer, Strand und der dort heimische Apfelkuchen winkten. Wir nahmen auch noch zwei Omas, einen Opa und gute Freunde mit. Alle im eigenen Appartment, darauf eingestellt, sich coronatechnisch von allem fern zu halten und möglichst ohne Restaurantbesuche und dergleichen auszukommen.
Als wir am Meer standen, der Wind uns durch die Haare pustete und die Wellen freundlich plätscherten, fühlte es sich an wie im Paradies. Kurze Zeit später trafen wir Bekannte aus unserem Heimatort – zum Glück welche, die wir sehr mögen. Also mehr Spielfreundinnen fürs Kind, mehr Quatschfreunde für die Eltern. Die Alten trafen wir zum Frühstück und zum Abendessen, zwischendurch erholten sie sich ohne größere Aktivitäten, die Muskelarbeit erfordern.
Es war kühl und das Meer todeskalt. Ich ging trotzdem oft rein. Es gab Pommes, Fisch von der Bude, Eis, Apfelkuchen und beste Lakritze. Die erste Woche war aufregend und grenzte manchmal fast an Freizeitstress, um alle Parteien im Zeitplan unterzubekommen.
Dann war die Woche um und sie reisten alle ab. Nur wir blieben da. Frau Buffs Papa und ich atmeten kurz durch und freuten uns, jetzt die Sachen machen zu können, auf die wir uns auch gefreut hatten. Frau Buff fiel in ein Loch. Keine Oma mehr zum Besuchen. Der süße Opa fehlte abends am Essenstisch. Beim letzten gemeinsamen Frühstück weinte sie bitterlich und legte sich wieder ins Bett. Wir schluckten, weil wir ahnten, dass das nun hart werden würde. Und wir haben uns nicht geirrt.
Trotz schöner Ausflüge in andere Orte, Radtouren auf dem Tandem und Ähnlichem kämpfte sie sich durch die Woche und maulte vor sich hin. Ich sorgte dafür, trotzdem meinen Kram zu machen – ging in Lieblingsläden, ins Meer, in die Dünen und abends an den Strand. Ich dachte an meine liebste Freundin am anderen Ende der Welt, mit der ich mal auf derselben Strandtreppe gesessen und Lakritze gegessen hatte. Am Ende der Woche fuhren wir heim. Frau Buff war froh und ich dachte: wie gut, dass wir so einen schönen Urlaub hatten! Denn manchmal, mit viel Glück, ist es einfach schön.