Wir haben die Autorin Nina Miller kurz vor dem Release ihres Debütromans "Bereit zu fliegen" (28. September, Baby!!) über die Dinge befragt, die uns eigentlich schon während des gesamten Lektorats ihres Textes brennend interessiert haben. Ihre Antworten findet ihr hier:
1. „Bereit zu fliegen“ ist Dein erstes Buch - wie bist Du denn zum Schreiben gekommen?
Gelesen habe ich zwar schon immer gerne, aber zum Schreiben bin ich eigentlich erst relativ spät gekommen. Ich schreibe erst seit 2,5 Jahren und es hat sich auch eher zufällig ergeben. Auf einmal hatte ich eine Idee und habe einfach aus Spaß angefangen, sie zu tippen. Und dann hat alles plötzlich unglaublich schnell eine Eigendynamik angenommen und ich kann seitdem kaum mehr aufhören. Es ist wie eine Leidenschaft, die ich jahrelang nicht entdeckt hatte (und wo ich jetzt wohl einiges nachholen muss ;-)).
2. Hast Du einen Lieblingsort zum Schreiben? Oder eine bestimmte Musik, die Du immer beim Schreiben hörst?
Ich schreibe immer zu Hause am Computer. Irgendwann habe ich mal versucht, am Laptop im Bett zu schreiben, aber das war nichts für mich. Auch auswärts schreiben, wie im Café, geht für mich nicht. Da kritzle ich höchstens schnell eine Idee irgendwo hin. Ich muss zu Hause am Schreibtisch sitzen, am besten im Jogginganzug und die Haare zu einem Dutt gebunden.
Musik höre ich tatsächlich sehr oft beim Schreiben. Und zwar laut. Es gibt allerdings keine bestimmte Musik, weil das immer ganz auf meine Stimmung ankommt bzw. auf die Stimmung, die ich gerade im Skript transportieren will. Möchte ich was Emotionales zu Papier bringen, muss die Musik auch dazu passen.
3. Woher kam die Idee zu „Bereit zu fliegen“?
Toni Morrison hat mal gesagt: „If there is a book that you want to read, but it hasn't been written yet, you must be the one to write it.“ Ich glaube, dass das unterbewusst zur Idee für „Bereit zu fliegen“ beigetragen hat. Ich hatte selbst einen Haufen Millionärsromane zuvor gelesen. Ich möchte sie nicht kritisieren, sie haben alle ihre Daseinsberechtigung und der Erfolg gibt ihnen recht, aber dennoch habe ich mich immer häufiger gefragt, ob Reichtum und eine unglaubliche Attraktivität zwingende Qualitäten sind, die ein Mann mitbringen muss, und ob es wirklich so realitätsnah ist, dass jemand mit Anfang 20 eine millionenschwere Firma leitet, aber trotzdem unglaublich viel Zeit für andere Sachen zu haben scheint. Ich habe versucht, damit ein bisschen zu spielen und die Gedanken mal in eine andere Richtung weitergesponnen.
4. Hast Du eine bestimmte Figur aus dem Buch, die Du besonders magst?
Ich mag sowohl Lucas als auch Tyler gerne. Beide auf ihre Art, obwohl sie so gegensätzlich sind, aber ich möchte nicht spoilern.
5. In Deiner Autorenbio hast Du geschrieben, dass Du England magst. Wieso spielt das Buch dann in den USA und nicht in England?
Ich habe zu England eine andere Verbindung, weil ich dort mal gelebt habe. Ich liebe die USA aber mindestens genauso. Das Buch spielt ja in San Francisco. Als ich angefangen habe, „Bereit zu fliegen“ zu schreiben, war die Westküste auch noch ganz fremd für mich und ich fand das so spannend, weil es alles so weit weg war. Mittlerweile bin ich durch die Westküste gereist und ich liebe sie noch viel mehr. Ich persönlich verbinde mit den USA auch einfach nochmal ganz andere Möglichkeiten. Tyler verkörpert für mich den American Dream – er kommt aus einer ganz normalen Familie, aber hat sich ganz alleine hochgearbeitet und lebt jetzt in der upper class, sozusagen. Mein Motto ist „Dream Big“ und ich glaube, das passt in kein anderes Land so gut wie in die USA. Für mich ist es wirklich immer noch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
6. Hast Du Dir mal überlegt, „Bereit zu fliegen“ an Verlage zu schicken? Und wieso hast Du Dich entschieden, es selbst zu veröffentlichen?
Als ich angefangen habe zu schreiben, war für mich eigentlich klar, dass ich es als Self-Publisher veröffentlichen möchte. Ich fand es interessant, unabhängig zu bleiben und alles selbst in der Hand zu haben. Erst auf Rat einer Freundin, die ebenfalls Autorin ist, habe ich angefangen, mich mit Verlagen auseinanderzusetzen. Sie hat mir damals auch die Nachteile des Self-Publishings aufgezeigt, allen voran die Kostenfrage, da müssen wir uns nichts vormachen. Da „Bereit zu fliegen“ mein erstes fertiges Skript war und ich auch keine wahnsinnig langen Schreiberfahrungen hatte, wurde ich unsicher, ob Self-Publishing wirklich der richtige Weg für mich ist, weil es auch einfach ein großes (Kosten-)Risiko ist, wenn man es ordentlich machen möchte (und das muss man, um mithalten zu können).
Also schickte ich mein Skript an Verlage und war auch mit drei Verlagen im Gespräch. Irgendwo dran ist es immer gescheitert. Generell bin ich offen für Vorschläge, aber nur solange ich mich damit wohlfühle. Mein Ziel war es nie, Hauptsache irgendwas im Verlag zu veröffentlichen, auch wenn ich hinter dem Skript nicht mehr stehe. Dafür steckt in meinem Buchbaby zu viel Herzblut.
Nach dem dritten Verlag habe ich das Skript an Testleser geschickt. Die Rückmeldung hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Hier habe ich auch gemerkt, dass mir der Austausch mit Lesern unglaublich viel Spaß macht. Möglicherweise hätte ich einen Verlag gefunden, wenn ich weitergesucht hätte, weil es gibt ja mehr als genug in Deutschland, aber ich wollte nicht mehr. Ich schätze Verlage, aber ich wollte als Self-Publisher veröffentlichen und das Risiko eingehen, mir mein eigenes Team zusammenstellen, es selbst in die Hand nehmen und in allen Dingen das finale Wort haben. Mir gefällt es, dass ich unabhängig bin und alles selbst entscheiden kann. Es ist aber auch ein Haufen Arbeit, weil man wirklich alles selbst machen oder organisieren muss – das sollte man nicht vergessen oder unterschätzen.
7. Was macht für Dich eine gute Liebesgeschichte aus?
Ich denke, da gibt es kein Patentrezept. Ich mag authentische Charaktere. Charaktere, die auch mal was falsch machen und Schwächen zeigen, und über die man sich als Leser auch mal richtig aufregen kann. Denn Menschen handeln nicht immer rational und nachvollziehbar, so ist das halt auch im echten Leben (und gerade in der Liebe). Spannung ist natürlich auch immer ein wichtiger Aspekt, denn nur weil zwei Charaktere zusammengehören, bedeutet es nicht, dass sie auch zueinander finden. Wenn sich der Leser in den Protagonisten verliebt, ist das auch toll. Happy Ends sind für mich nicht zwingend notwendig, weil das in der Realität auch nicht immer der Fall ist, aber ich verstehe schon, dass man als Leser den Liebesroman am liebsten mit einem guten Gefühl schließt.
8. Hast Du einen Tip für andere angehende Autoren? Was würdest nie wieder so machen .. und was möchtest Du unbedingt beibehalten?
Meiner Meinung nach ist es immer gut, offen für Vorschläge der Profis zu sein. Kein Lektor will euch etwas, wenn er euer Skript kritisiert, sondern man will nur das Bestmögliche aus dem Skript rausholen (ich weiß selbst, wie schwer das am Anfang ist, Kritik anzunehmen). Gleichzeitig solltet ihr euch selbst treu bleiben und solltet daher einen Mittelweg finden – es ist euer Text, ihr kennt die Charaktere am besten und wenn ihr euch mit einer Änderung bzw. einem Vorschlag unwohl fühlt, dann lehnt ihn ab. Auch das muss man lernen.
Ansonsten ist Schreiben wirklich ein harter Job. Ich glaube, wenn man nicht wirklich dafür brennt, schafft man es nicht, sich jeden Tag wieder aufzuraffen und über Monate hinweg 300 Seiten zu überarbeiten.
Aber wenn man dann das erste Feedback der Leser bekommt und die sagen, dass sie der Text berührt hat und sie das Buch nicht weglegen konnten – wow, das ist wirklich ein unglaubliches Gefühl. Da weiß man, wofür man die ganze Arbeit gemacht hat und dass es sich gelohnt hat.
Anmerkungen der superstolzen Lektorinnen: Nina's Buch "Bereit zu fliegen" erscheint am 28. September. Hatten wir das eigentlich schon erwähnt???