Immer, wenn ich dich am meisten brauche. Diesen Satz habe ich von meinem Kind gehört, als ich angekündigt hatte, am Wochenende eine Nacht außerhaus zu sein. Ein Satz wie eine Bombe, zumindest ist er bei mir so eingeschlagen, dass ich einen Moment ganz verdattert am Frühstückstisch saß. Nach dem Schock kamen reflexartig Rechtfertigungen hoch, dass ich vielmehr immer da bin – im Gegensatz zu allen anderen übrigens. Ich könnte euch jetzt aufzählen, was ich noch alles mache und mich dabei oft alleine fühle. Aber ich lasse es.
Ich habe den Satz an meinen Mann geschrieben, der kennt die Lage und hat fünf Minuten lang gelacht. Denn er weiß, dass meine Abwesenheiten über Nacht seit der Geburt des Kindes an einer Hand abzuzählen sind und dass Mama der wichtigste Mensch ist, an dem man nicht nahe genug dran sein kann. Er hat es seinem Kollegen erzählt, der ebenfalls fünf Minuten lang gelacht hat, weil er nämlich auch zwei solche Spezialisten zu Hause hat, die nicht genug von Mama kriegen können.
Nachdem also alle sich geschüttelt und manche lange gelacht haben, bin ich aber schon ins Denken gekommen, denn sowas fällt ja nicht vom Himmel. Kindermund tut Wahrheit kund, oder wie war das? In sowas steckt immer ein wahrer Kern. Wie so oft hat meine weise und überaus erfahrene Arbeitskollegin und Freundin mir die Augen geöffnet. Sie hat mich nämlich daran erinnert, dass in den Wochen davor viel passiert ist, was mich mental und emotional absorbiert hat. Und auf meinen schwachen Kommentar hin, dass ich doch trotzdem jeden Tag spiele und so, erwidert: Du weißt doch, wie das ist. Kinder merken, dass du am Anschlag bist. Da kannst du den doppelten Rittberger turnen und es ist nicht genug.
Ja, und genau da ist das Problem. Natürlich hat sie recht, wie ich mir im Laufe des Tages selbst eingestanden habe. Aber ich konnte mir nicht helfen und meinem Kind auch nicht. Das habe ich in den vergangenen Wochen versucht und war damit jetzt an einem Punkt angelangt, an dem klar war: Ich musste mal raus. Manchmal muss auch die Mama mal weg. Auch wenn sie sonst oft weg ist, aber im Krankenhaus zu sitzen ist nichts, was Mütter aufheitert.
Also habe ich es auf Spur gebracht, der Papa ist heldenhaft eingesprungen und hat seine weltbesten Schnitzel versprochen. Die Aussicht darauf war für mich schon ein Lichtblick und nachdem das alles mal auf dem Tisch war, hat das Kind es auch gut verkraftet. Sie haben geschnitzelt und gepommest, ferngesehen und mich abends nochmal angerufen. Ich meinerseits hatte Stadt, Bier und Bässe, und bin jetzt wieder besser gelaunt. Alles in Butter also. Manchmal hilft es nichts, da muss man mal weg, um danach voll da zu sein.