Beanie is broken. Und wie so oft ist die Schule dran schuld. Er findet keinen Freund, kann die große Pause überhaupt nicht leiden, mag nicht, dass er auch noch daheim Schulaufgaben machen muss (können die einen eigentlich auch mal in Ruhe lassen?) und findet, dass Frau Pencilsharpener immer unfreundlich wird, wenn es anfängt, Spaß zu machen. Die Kinder sind auch oft fies und Beanie versteht nicht, was er anders machen soll. Ich versuche ihm zu erklären, dass Schule eben so funktioniert. Und frage mich, ob das eigentlich wirklich so ist.
Dark Vader is broken. Sie hat monatelang am Nachbarsjungen rumgegraben, sich selbst eingeladen, spontanes Klingeln an der Haustür in Aussicht gestellt und jetzt heute wollte er zum Spielen auf die Straße kommen. Dark Vader konnte nicht zu Mittag essen, sondern hatte die Schuhe schon an. Jetzt sitzt sie allein auf dem Spielplatz und die Schuhe schleifen beim Schaukeln ein bißchen über die Steine. Vom Balkon aus sieht sie klein aus. Ich rufe runter, dass sie doch hochkommen soll. Man könne nicht einfach so auf der Straße rumwarten und traurig aussehen, das funktioniert so nicht.
Der Ire is broken. Ich werde nachts vom erleuchteten Handydisplay wach und denke mir, dass Handyschein immerhin noch besser ist als Feuerschein. Aber trotzdem. Der Ire kann nicht schlafen, kann das Gedankenkarussell nicht abschalten. Es geht um Arbeit, um die Steuer, die Verantwortung, es geht um die Kinder, das Geld und den Urlaub, den wir schon lange nicht hatten. Und irgendwie auch darum, dass er gerne schlafen möchte und nicht kann. Das Baby schmatzt im Schlaf und ich mache diese brummenden Mama-Geräusche in der Hoffnung, jetzt hier grundlegend Entspannung zu verbreiten. Es bringt natürlich nichts. Das Baby pupst und der Ire seufzt. Nachts wiegt alles schwerer. Ich möchte ihm sagen, dass er auf der Liste der allerbesten Menschen ganz weit vorne steht und es nichts macht, wenn nicht immer alles funktioniert. Aber ich weiß, dass sich das nur für die anderen so anfühlt - für einen selbst aber nicht.
Das Baby is broken. Wir sitzen im Supermarktrestaurant beim Essen und ich beobachte eine Mama, die ihr etwa gleichaltriges Baby füttert. Das Kind sitzt begeistert im Kinderwagen angeschnallt und macht begeisterte Mundbewegungen. Da kommt der erste Löffel, es greift danach, schmatzt und jubelt. Die Mama hält ihm sanft den Arm fest und steckt schnell den Löffel in den Mund. Irgendwann hat das Kind es begriffen, macht Aaaaaahhhh, die kleinen Speckhände liegen im Schoß und greifen ins Leere. Ich schaue meinem Baby in die Sternchenaugen und muss schlucken. Wann lassen wir unsere Kinder funktionieren, weil es nicht anders geht - und wann, damit unser eigenes Leben als Eltern leichter wird?
Mama is broken. Wie jedes Wochenende wird diskutiert, was gegessen werden soll. Wickelwürstchen wünscht sich Beanie. Ein Gericht, das ich mit der Regelmäßigkeit einer Altersheim-Großküche alle zwei Wochen auf den Speiseplan schreiben soll. Und das ungefähr genausoviele Variationen durchlaufen kann wie das Parteiprogramm der AFD. Genau: keine nämlich. Ich stelle also die Wickelwürstchen auf den Tisch und Dark Vader will mal wieder ein Gespräch vom Zaun brechen. "Was ist das denn?!" anklagend zeigt sie motzig auf den Käse, der mit verlässlicher Regelmäßigkeit aus fünfzig Prozent der Teigrollen läuft. Und das seit Beginn unserer Wickelwürstchen-Geschichtsschreibung. Ich atme. Ich schlucke. "Was das ist? Das ist Vogelscheiße" antworte ich ihr. Beanie lacht, Dark Vader heult und Elly hat ein ganz tolles Wort gelernt, dass er mir in den folgenden Wochen mindestens zehn Mal am Tag um die Ohren schmiert: "Weißt Du noch, Mama? Weißt Du noch? V O G E L S C H E I ß E."
Fuck off, Funktioniererei. Von heute an nenne ich Dich nur noch Vogelscheiße.