Return to site

Auch der Abstieg vom Wäscheberg geht aufs Knie.

von Edda

Was sind denn Feministen, Mama? erkundigt sich Dark Vader während des Abendessens und schießt damit wie so oft von hinten durchs Knie genau in mein waidwundes Herz. Ich, der Ire hebt die Hand, ich bin ein ausgesprochener Feminist. Ich auch, sage ich, kann aber die Hand nicht heben, denn die eine mischt gerade Salat und die andere drückt das Baby. Als echter Feminist hättest Du gerade nicht beide Hände frei, ereifere ich mich, während ich beide gleichzeitig benutze und mit dem Fuß versuche, Wäsche zu falten. Was denn nun, Dark Vader ist genervt. Feministen sind Menschen, die für Frauen gleiche Rechte eingefordert haben wie für Männer, erkläre ich. Bis man irgendwann festgestellt hat, dass es nur mit Gleichheit nicht getan ist. Wieso, fragt Dark Vader, ist doch super, wenn alle gleich sind. Sind sie aber überhaupt nicht, wüte ich und merke, wie mein Blut blubbert. Die Super-Oma wollte gerne Schreinerin werden, konnte sie aber nicht, weil damals Frauen das nicht werden konnten. Und jetzt können Frauen werden, was sie wollen. Dann verdienen sie aber trotzdem weniger, sind im Alter überdurchschnittlich oft arm, haben aber gerne ihr ganzes Leben lang Haushalt, Kinder, Job, Pflege der eigenen Eltern und sonst noch so bißchen was geschmissen. Warum schreist du so, Mama? will Elly wissen, der gerade versucht, einen Knoten aus seinen wilden Haaren zu pulen. Wäre es nicht schön, wenn da ein Vogel einzieht? In meine Haare, meine ich. Nur keine Flamingos, bitte. Die sind Angst. Ich schreie, weil ich mich so ärgere, Schatz. Ich habe heute studiert, euch daheim unterrichtet, geputzt, gekocht, aufgeräumt, Wäsche zusammengelegt, Heimweh gehabt, Blumenkohl gepflanzt und zumindest darüber nachgedacht, dass die Schuluniformen mal sortiert werden müssten. Dazu habe ich zehnmal Streit geschlichtet, vier Pflaster verklebt, einmal eine verlorene Schere gesucht und festgestellt, dass Mimimi damit allen Puppen neue Haarschnitte verpasst hat. Wächst doch wieder, murmelt Mimimi und schaut besorgt ihre Lieblingspuppe an, die jetzt aussieht wie aus "Der Name der Rose". Oder? Wächst doch wieder, oder??? Mama? Nee, sage ich, eher nicht. Meine Nerven aber auch nicht. Die wachsen auch nicht mehr nach. Was eure Mutter euch damit sagen will, - und jetzt schaltet sich der Ire ein - ist, dass Gleichheit sehr viel komplizierter ist, als man sich das vorstellt. Und dass es Frauen tatsächlich oft schwerer haben. Jetzt allerdings bin ich temperamentsmäßig bereits in einer Vorstufe zu dem, was in meiner Familie gemeinhin als Apokalyptischer Reiter bekannt ist. Hast Du es auch schwer, Mama? fragt Beanie besorgt? Hab ich es dann später auch schwer, Mama? will Dark Vader wissen. Kann ich Schoko, Mama? murmelt Mimimi. Ich hab's nicht schwer / Nein und Ja / Auf keinen Fall, erst Zucchinipuffer, erkläre ich. Aber, Vaderchen, wende ich mich an meine Tochter, du wirst immer härter arbeiten, schneller rennen und fester zuschlagen müssen. Und dich dagegen wehren, dass jeder denkt, dass du das dann auch mal eben noch machen kannst. Dark Vader ballt die Fäuste und boxt probehalber gleich mal ihren kleinen Bruder, der noch immer verträumt versucht, aus seinen Haaren ein Vogelnest zu konstruieren. Ich hab keine Angst, brüllt sie, die sollen alle mal kommen. Das werden sie, Vaderchen, denke ich. Mache mir aber im Kopf gleich mal eine Notiz: Neue Batterien fürs Laserschwert. Und: Mehr Pflaster.