Egal, ob man sich online oder im Buchhandel umschaut – Lesestoff zum Thema Familie sprießt aus allen Ecken. Es gibt Elternportale mit angedockten Foren, Mamablogs rund um Elternschaft und die Sachbuchecken sind voller Ratgeber zu den üblichen Themen wie Essen, Schlafen, Schule und vielen mehr.
Wir haben uns gefragt, wie all das gemeinsam auf dem Markt bestehen kann. Dabei fiel uns auf, wie weitläufig das Thema ist und dass es sich lohnt, eine kleine Blogreihe darüber zu starten. Zunächst schauen wir uns aber an, was Elternforen, Mama-Blogs und Sachbücher bieten, so dass sie alle weiterhin nebeneinander wachsen und gedeihen.
Onlineportale mit angehängten Foren bieten vor allem fundierte Information zu verschiedenen Themen und sogar Expertenrat, den man dort einholen kann. Beim Zusammenleben mit Kindern hangelt man sich ja von Baustelle zu Baustelle und braucht oft ein kleines Häppchen an Information, um einzuordnen „Ist das jetzt normal?“, „Geht das nur uns so?“, „Geht das wieder weg?“ und kein ganzes Buch. In den Foren kann man sich mit anderen Eltern austauschen oder auch nur selbst lesen, wenn man an einer dieser Baustelle hängt, die einem unendlich vorkommt und für die man keinen Rat in irgendwelchen Büchern findet.
Die Foren sind vor allem dazu da, einander zu versichern „Ja, es geht wieder weg, es ist nur eine Phase“ oder um sich Anregungen zu holen, wie man aus der verfahrenen Situation wieder rauskommt, für die kein Buch Lösungen bereithält.
Hier trösten sich erschöpfte Eltern mit Kindern, die ein Jahr lang nachts jede Stunde aufwachen oder vier Uhr nachts eine tolle Zeit zum Spielen finden. Hier erfährt man, dass eine CD mit Wassergeräuschen Wunder wirkt, wenn Babys sich beim Autofahren ins Koma schreien. In Elternforen gibt es jede Menge subjektive Informationen, Erfahrungen von Gleichgesinnten, Rat, Feedback und manchmal fiese Einsichten in das Familienleben von Leuten, die man nie kennenlernen will.
Mamablogs (und Papablogs) sind ebenfalls subjektiv, vor allem unterhalten sie aber und vermitteln ein Lebensgefühl. Ob Attachment-Parenting, attraktive Teilzeitmodelle, das Leben mit Kleinkindern in urbanen Vierteln oder Ratschläge von Vätern an Väter - die Themen sind vielfältig und die Texte persönlich. Es gibt viel Raum zum Erzählen und anders als in Foren erfährt man am Ende auch, wie der langwierige Abstillprozess ausging, das Problem der Kinderbetreuung gelöst wurde und dass kinderwagenschiebende Mütter mit Café Latte in Berlin Mitte genauso müde sind wie die ohne Latte in der Provinz. Anders als in Elternforen regt man sich nicht soviel beim Lesen auf und wird zum Teil gut unterhalten. In Blogs zeigt sich vielleicht am meisten das Lebensgefühl der heutigen Eltern.
Ein weites Feld sind Bücher ums Thema Familie, die meist in der Sparte „Ratgeber“ zu finden sind. Die Bandbreite ist groß, aber zwei Kategorien stechen dabei besonders hervor: die neutral gehaltenen Ratgeber von ausgewiesenen Experten und die Befindlichkeitsliteratur, die zwar auch informiert, aber vor allem anekdotisch unterhält. Exemplare der einen oder anderen Kategorie stehen wohl in den meisten Haushalten, und sei es nur einer zur Schwangerschaft oder zur richtigen Handhabung von Babys.
In den neutral gehaltenen Ratgebern kommen die Experten zu Wort. Sie bieten fundiertes Wissen, beraten und zeigen, wie Entwicklungen verlaufen. Sie sind Richtungsweiser dafür, wie Kinder wachsen, was man ihnen zu Essen gibt und wie Entwicklungsphasen verlaufen. Damit bilden sie ein Gegengewicht zu den subjektiven Blogs und Foren. Solche Bücher schafft man sich als erstes an, um einen groben Fahrplan zu haben, wie das jetzt mit Kindern geht - der Wachstumskurve, der Beikost, dem Laufenlernen, dem Trockenwerden und so weiter. Sie sind es auch, die bei manifesten Problemen gekauft werden. Wenn man sie gelesen hat und das Kind immer noch nicht schläft, sucht man im Internet vor allem nach Gleichgesinnten.
Diejenigen Ratgeber, die eher in Richtung Befindlichkeitsliteratur gehen, sind subjektiv geschrieben, sollen unterhalten und informieren, und finden ihre Entsprechung am ehesten in den Mamablogs online.
Es ist interessant, dass es kaum ein Thema gibt, in dem wir ähnlich viele Informationen aus verschiedensten Quellen beziehen wie das des Zusammenlebens mit Kindern - außer vielleicht in der Ausbildung. Wir scheinen sehr viel Unterstützung zu benötigen. Vielleicht geht es uns dabei nicht anders als unsere Eltern oder Großeltern. Aber wir haben die Möglichkeit dazu. Der Markt boomt, es gibt mehr Erkenntnisse zur kindlichen Entwicklung und zur Erziehung als früher, und durch den Niedergang der alten Autoritäten sind wir auf der Suche nach einer neuen Form von Autorität oder Führung in Familien.
In unseren nächsten Blogtexten werden wir uns deshalb den Ratgebermarkt, die Blogs und Foren genauer ansehen und ausführlicher darüber berichten.